BAUGE Dritte GmbH

Post zu erhalten, die in irgendeinem Zusammenhang zu ihrem Mietverhältnis steht, ist für die Bewohner der Häuser Laakmannsbusch 15-27 ja nun wirklich nichts Neues mehr. Als sie jedoch lasen, was ihnen dieser Tage via Bote in den Briefkasten zugestellt wurde, rieben sich die meisten Mieter doch ungläubig die Augen: „Auf Grundlage des in der Anlage beigefügten Gerichtsbeschlusses sind Sie verpflichtet, Ihre Miete ab sofort ausschließlich an mich zu bezahlen“, schrieb ihnen Heiko Rautmann, vom Amtsgericht Magdeburg zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellter Diplom-Betriebswirt aus Magdeburg.

Viel Zeit hatte sich der Geschäftsführer der „Müller & Rautmann Insolvenzverwaltung“ nicht gelassen, um die Laakmannsbusch-Mieter über die mutmaßliche Zahlungs- und Geschäftsunfähigkeit ihres Hauseigentümers zu unterrichten. Erst am Mittwoch vergangener Woche war der „Beschluss über die Bestellung eines vorläufigen Insolvenzverwalters“ vom Amtsgericht Magdeburg ergangen. Gestellt worden war der Insolvenzantrag allerdings nicht von der BAUGE Dritte GmbH selbst, sondern vom Finanzamt für Körperschaften IV in Berlin. Was die Vermutung nahelegt, dass die Zahlungsunfähigkeit der BAUGE Dritte GmbH in Steuerschulden begründet liegt.

In welcher Höhe Verbindlichkeiten bestehen, war auch vom Insolvenzverwalter gestern nicht zu erfahren. „Wir haben versucht, Kontakt mit der BAUGE Dritte GmbH aufzunehmen“, berichtete Wirtschaftsjurist Nico Kämpfert, der für Müller & Rautmann als Insolvenzverwalter arbeitet. Die zur Nau-Group Berlin gehörende BAUGE Dritte GmbH sei – zusammen mit sieben weiteren Firmen der Nau-Gruppe – vor einiger Zeit in das Örtchen Huy (sprich: Hüh) bei Halberstadt im Harz umgezogen. Als man dort vorstellig werden wollte, erlebte man jedoch eine Überraschung: „Vor Ort fanden wir statt der acht Firmen unter der genannten Adresse nur eine leere Wohnung vor“, erinnert sich Kämpfert.

Auch der inzwischen mit den BAUGE-Dritte-GmbH-Geschäften betraute neue Geschäftsführer, zu dem man schließlich Kontakt aufgenommen habe, hätte nur wenig weiterhelfen können. Er sei, so umschrieb es Kämpfert, offenbar „nicht sehr im Thema gewesen.“

Dennoch hege er große Hoffnung, noch in dieser Woche zu erfahren, wie es mit dem Insolvenzverfahren und den Häusern in Langenberg weitergehe, so der Wirtschaftsjurist. Kämpfert: „Wir werden am Donnerstag dieser Woche in Berlin ein Gespräch mit Herrn Nau führen.“

Der bzw. dessen Gesellschaft ist zwar immer noch Eigentümerin der Bonsfelder Immobilien, haben de facto aber keinerlei Verfügungsgewalt mehr über ihr Eigentum. So regelt Punkt 8 des gerichtlichen Beschlusses ausdrücklich ein so genanntes „besonderes Verfügungsverbot“: damit wird der BAUGE Dritte GmbH „vorläufig die Verfügungsbefugnis über sämtliche in ihrem Eigentum stehende Grundstücke (…) insbesondere an dem in Velbert, Laakmannsbusch 15-27 befindlichen Grundbesitz, entzogen“.

Für Rechtsanwalt Jürgen Hübinger, Vorsitzender des Mietervereins Velbert, kam die Nachricht von der vorläufigen Insolvenz gestern offenbar nicht völlig überraschend. Seit längerem war er immer wieder von Laakmannsbusch-Mietern um Hilfe gebeten worden. Sein Kommentar gestern fiel eher knapp aus: „Vielleicht ist es besser so – besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“

CHRONIK

Dauernde Probleme

Die Mieter der Häuser Laakmannsbusch 17-25 – sie kommen nicht zur Ruhe. Seit fast drei Jahren kommt es immer wieder zu Problemen mit der Hausverwaltung. So drohten Stadtwerke und Gelsenwasse wiederholt, wegen hoher Außenstände die Lieferung von Wasser und Strom einzustellen. Dann wieder fiel der Aufzug eines Hauses wochenlang aus – kranke, gehbehinderte und alte Mieter, die in den oberen Stockwerken wohnen, sahen sich zum Teil wochenlang als Gefangene in ihrer Wohnung. Ein besonderer Skandal ereignete sich dann im Februar 2010: Im Rahmen eines Verkaufsangebotes, den ein Immobilienmakler für die Häuser im Internet machte, wurden in einer . pdf-Datei auch vertrauliche Mieterdaten veröffentlicht: Wie groß ihre Wohnung ist, wie lange sie dort schon wohnen, was sie an Miete zahlen.

WAZ vom 01.02.2011